Emeritierung von Prof. Dr. Wolfgang Weischet (Universität Freiburg i. Br.) im Jahre 1997 – Würdigung des Landesvorsitzenden des VDSG/BAW, Eberhard Schallhorn
Verehrter Herr Professor Dr. Weischet, sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Professor Dr. Gossmann,
in diesen Tagen jährte es sich zum 30. Male, dass eine Gruppe Studentinnen und Studenten für drei Wochen auf Große Exkursion nach den Britischen Inseln aufbrach. Leiter waren Sie, Herr Professor Weischet, und Ihr damaliger Assistent, damals schlicht Dieter Havlik, heute Professor Doktor. Begleitet hat uns Frau Weischet als „Gute Seele“. Außerdem war ein Herr Zipfel mit dabei, der Fahrer des Busses.
Es waren die ihren zwiespältigen Höhepunkten zustrebenden „68er Jahre“, die Studentenschaft tat aufmüpfig, und die Universitäten brummten wie Wespenneste. Im Teilnehmerverzeichnis der Exkursion finden sich 33 Namen, darunter Margrit Finkemeyer und Wolfgang Weischet jr., die später dann als Herr und Frau Weischet Junior für Enkel sorgten. Und so verbindet sich für Sie das Persönliche mit einer Studentengeneration, zu der ich gehöre, die längst im Lehreralltag überall in Deutschland ehrenvoll ergraut ist und die nicht vergessen hat. „Weißt Du noch, damals in England mit Weischet. Das waren noch Zeiten. Ja der Weischet – unvergeßlich!“
Tatsächlich unvergeßlich, wie Sie sich damals – für uns zunächst: einfach irgendwohin – gestellt haben, mit Eispickel, versteht sich, hier ein wenig „im Substrat“ oder am Gestein geschabt haben, dann mit festem Blick rundum schauten, schließlich nach einem kurzen, prüfenden Blick gen Himmel die Landschaft geographisch gelesen, besser: uns vorgelesen haben, nicht nur nach Hettnerscher Manier eins nach dem anderen, sondern so, wie es Ihre eigentlich unnachahmliche, und doch von Ihren Schülerinnen und Schülern so gerne angenommene Art war und ist: Einzelheiten zusammentragend, beobachtend, zusammenfügend, herleitend, ganz Naturwissenschaftler auch im Bereich der Anthropogeographie. Dann das berühmte: „Die Konsequenz ist …“ Und dann hätten uns eigentlich die Augen und Sinne geöffnet sein sollen, oft aber standen wir nur da und staunten: „Wie macht der das?“ Und dann haben viele von uns gemerkt: Nur mit vollständiger Profession für die Sache und genauen Studien geht das. Beides zeigten Sie uns als Hochschullehrer jederzeit. Das war Ansporn für uns, und bei vielen blieben Erfolg im Beruf des Lehrers und damit auch Zufriedenheit in seiner Ausübung nicht aus. Namen, die mir stellvertretend dazu einfallen: Christa van Husen, Peter Amtsfeld, Wilfried Nübler aus dem Freiburger, auch Georg Nunnenmacher aus dem Stuttgarter Bereich. Der Quell dazu, verehrter Herr Professor Weischet, waren Sie damals – und sind es heute noch, wenn wir uns an „damals“ erinnern oder wenn Sie zu Lehrerfortbildungsveranstaltungen in die geographische Provinz kamen und hoffentlich auch in Zukunft kommen und uns in – so scheint es – jung gebliebener, uns fesselnder Art und Weise, belegt mit Maß und Zahl, etwa die „ökologische Benachteiligung der tropischen gegenüber den außertropischen Böden“ oder die „Ökologie des Reisanbaus“ herleiten. Wie heißt es in Ihrem Vorwort zur „Einführung in die Allgemeine Klimatologie“ aus dem Jahre 1976?: „Viele der Kurzschlüsse über die Dominanz sozio-ökonomischer Bezüge oder den geringen Stellenwert physisch-geographischer Gegebenheiten beruhen nämlich darauf, dass die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge nicht genügend tief und genau erkannt werden und oberflächliches Faktenwissen einem gar nicht die Möglichkeit gibt, in eine echte kritische Prüfung der Alternativen einzutreten.“
Wenn mich jemand fragte, was mir zum Namen Weischet einfalle, so antwortete ich vielleicht ganz ungeordnet und spontan: Chile, Barometrische Höhenformel, Inquilinos-System, Klitsche in Solingen, Sundgauallee, Bulten und Schlenken, Joachim Blüthgen, Geschwader Immelmann, Umzug von der Hermann-Herder-Straße in den Werderring, Carl Troll und Herbert Louis, Ford Capri, Baumkronendeformationen, ITC Enschede, Geländeklima, Schelingen, Exkursion ins Ruhrgebiet, Vorlesungsbeginn zu nachtschlafener Zeit – um 9 Uhr.
Sehr geehrter, verehrter, lieber Herr Professor Dr. Weischet, für die Schulgeographen spreche ich hier, natürlich „belastet“ mit eigenen, persönlichen Erfahrungen. Herr Ltd. RSD Dr. Höfle, der Referent für Erdkunde beim Oberschulamt Karlsruhe, hat mich gebeten, auch ihn einzubeziehen: Und zwar in meinen Dank für das, was Sie uns Lehrern aus Ihrer Schule mitgegeben haben. Ich freue mich, dass ich mich in die Reihe derjenigen stellen durfte, die Sie von hier aus mit Hochachtung grüßen. Ich tue dies und sage, auch wenn es vielleicht bedeutend klingen mag: Sie haben viele von uns Schulgeographen geprägt und uns vorgelebt, wie Geographieunterricht sein sollte. Dafür danke ich Ihnen. Wir alle, ich, wünschen Ihnen doch noch Schaffenskraft und Energie – auch wir warten auf den 2. Band der Regionalen Klimatologie.